Der Modezar gab beim Gaudiwurm den Takt vor

von Walter Schiessl, MZ

Faschingszug 2012

Der Wörther Umzug übertraf wieder alle Erwartungen. Griechenland-Krise, McDonald’s-Ansiedlung und Verkehrsregelungen wurden aufs Korn genommen.

Die Mühen der Vorbereitungen hatten sich gelohnt. Der Faschingszug, der sich gestern ab 14.14 Uhr durch die
Stadt bewegte, brachte schnell die Lacher auf seine Seite. „Mei, ham die tolle Ideen“, schwärmte so mancher Besucher über den Einfallsreichtum, mit dem die Wörther und ihre Gäste die Gefährte gestaltet hatten. Schon vor dem offiziellen Start zog es viele Besucher an die Donaustraße und zum BayWa-Gelände, wo sich Wägen gesammelt hatten. „Nicht schlecht“, war schon dort vielfach anerkennend zu hören. Um 14.10 Uhr begann es leicht zu nieseln,
was die Skeptiker auf den Plan rief. Doch schon wenige Minuten später, als sich die Kolonne in Gang gesetzt hatte,
war es mit dem Niederschlag vorbei. Die Regenschirme konnten schnell wieder zugeklappt werden. Unter Vorantritt
von Modezar Rudolph Moshammer, der die Zuschauer an den Straßenrändern zum Klatschen aufforderte, marschierten die Musikfreunde in kunterbunter Verkleidung. Sie sorgten mit schmissigen Klängen für Stimmung.
Dann ging es Schlag auf Schlag. Den Prinzengarden der Wörther Faschingsgesellschaft „Narradonia“ folgte ein Cabriolett, in dem der Bürgermeister Istvan Kovacz aus Örkeny den Zuschauern zuwinkte, ehe dann Bürgermeister Anton Rothfischer und Pfarrer Johann Baier in einem ApeCar huldvoll zujubelten. Hoch her ging es auch auf dem Prunkwagen der „Narradonia“, auf dem sich der Elferrat und das Prinzenpaar Christian und Anita postiert hatten. Von dort regnete es auch pausenlos Bonbons auf die Besucher. Präsident Heinz Maier, der vom Rathausbalkon aus den Umzug launig kommentierte, hatte gut 200 Kilo Süßigkeiten besorgt, um den Zuschauern die Huld erweisen zu können. Ob Griechenland-Krise, Autobahnlärm oder McDonald‘s-Ansiedlung, die Themen hatten es dann in sich. Die Wörther hatten viele Tage lang hinter verschlossenen Türen ihre Gefährte gebastelt und niemandem Einblick erlaubt. „Des erfahrt koana, wos mir da heia zum Thema macha“, hatte man die fleißigen Vereinsvertreter bis zuletzt oft sagen gehört. Und in der Tat: Sie hatten viele Mühen aufgewendet, um die Themen an das Volk zu bringen. Die Lacher auf ihrer Seite hatte man mit den Verkehrs- und Parkregelungen in der Innenstadt ebenso wie mit den Abnehmplänen, die im Falle der McDonald’s-Filiale im Gewerbepark Wörth-Wiesent zum Tragen kommen
könnten. Denn die Wörther empfahlen dann gleich eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio „Body-Fit“. Die Euro-Krise in Griechenland nahm auch der TSV aufs Korn. Vorsitzender Dieter Delp hatte sich dazu in einen griechischen
Gott verwandelt und vornedran posierten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nikolas
Sarkozy. Die Mitglieder der FFW Tiefenthal gaben sich ironisch und zogen als Sträflinge verkleidet durch die Straßen.
„Insasse Lärm-Folterlager Tiefenthal“ hatte einer der „Spaziergänger“ an seine Kleidung geheftet. Viel Beifall gab
es auch für die Schwimmer der DLRG, die sich der Brüder Grimm angenommen hatten. Sie hatten nicht nur einen
Märchenwald im Repertoire, sondern auch viele Gestalten aus den Grimm‘schen Sagen. Eine Attraktion war auch die Fußgruppe der Friesheimer, die nicht nur dafür sorgte, dass deren Damen mit einer Hand nach oben gehoben wurden, sondern auch ein echtes Dreigestirn aus der Nähe von Köln mit dabei hatte. „Es gibt in der Republik zwei Friesheim, eines bei Barbing und das andere bei Köln“, klärte einer der Männer der Truppe auf. Zum Fasching hatten die Narren eben das Trio aus Köln eingeladen und das staunte nicht schlecht über den Wörther Fasching.
„Das ist hier ja eine Riesen-Gaudi“, übersetzte der Barbinger Friesheimer aus dem Rheinländischen. Man hätte
dort niemals geglaubt, dass es in Bayern so etwas gebe, fügte er lachend an. Hingucker waren auch die Prinzengarden aus Haselmühl und aus Neutraubling, mit denen die Wörther schon seit langem freundschaftlich verbunden sind. Aber auch die Mitglieder des Kiefenholzer Burschenvereins, der Käferfreunde, der SpVgg Hofdorf-Kiefenholz, der Jungbläser aus Wörth und der KLJB ernteten kräftige Lacher für ihre Darstellungen und Auftritte, die dann beim anschließenden Narrentreiben im Gasthof Rosenhof noch ihre Fortsetzung fanden. Bürgermeister Anton Rothfischer, der den Gaudiwurm wieder organisiert hatte, atmete beim Aussteigen aus dem engen
Gefährt sichtlich auf, hatte er doch dann wieder mehr Platz zur Verfügung. „Respekt, schee war‘s“, bekam das Stadtoberhaupt nach dem Ende des Gaudwurms oft zu hören. Und das Lob hörte er denn auch gerne.

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